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Game over für Wasserstoff-Autos: Toyota ändert seine Strategie

30. Oktober 2023 | Tobias Stahl
Toyota ändert seine Wasserstoff-Strategie – und will sich nun vor allem auf Nutzfahrzeuge konzentrieren.
(Toyota)Toyota ändert seine Wasserstoff-Strategie – und will sich nun vor allem auf Nutzfahrzeuge konzentrieren.

Toyota will den Schwerpunkt seiner Wasserstoff-Brennstoffzellenentwicklung künftig auf Nutzfahrzeuge statt auf Pkw verlagern. Technikchef Hiroki Nakajima erklärte auf der Tokyo Motor Show, dass die Entscheidung auch auf dem ausbleibenden Erfolg des Toyota Mirai beruhe.

Toyota wird seine Wasserstoff-Strategie ändern: Statt auf Pkw will der japanische Autobauer sich in Zukunft vor allem auf den Einsatz seiner Brennstoffzellen in Nutzfahrzeugen konzentrieren. Das erklärte Toyotas Technikchef Hiroki Nakajima laut einem Bericht des Branchenportals Autocar auf der Tokyo Motor Show, die noch bis 5. November in der japanischen Hauptstadt stattfindet.

Mit dem Toyota Mirai hat der Autobauer eins von weltweit zwei in Großserie gefertigten Brennstoffzellen-Autos im Programm – das zweite Brennstoffzellen-Auto ist der Hyundai Nexo. Allerdings blieb der Erfolg bislang aus: Toyota stellte den Mirai im November 2014 auf der Los Angeles Auto Show vor. Bis Ende vergangenen Jahres wurden weltweit aber weniger als 22.000 Exemplare des Mirai verkauft, davon gut 11.300 Einheiten in den USA, und gut 7.400 Einheiten in Japan.

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Toyota: "Wir haben den Mirai ausprobiert, waren aber nicht erfolgreich"

Die ausbleibende, breitere Akzeptanz von Wasserstoff-Autos ist laut Nakajima vor allem auf ein fehlendes Tankstellennetz zurückzuführen: "Wir haben den Mirai ausprobiert, waren aber nicht erfolgreich", so der Technikchef. "Es gibt nur wenige Wasserstofftankstellen und es ist schwierig, ihren Bau umzusetzen, deshalb ist der Mirai kleiner [im Volumen]."

Nutzfahrzeuge seien jedoch weitaus besser für den Betrieb mit Wasserstoff geeignet, ist sich Nakajima sicher: "Für mittelgroße Lkw ist es einfach, [ein Tankstellennetz] zu errichten, da solche Fahrten hauptsächlich von A nach B gehen", erklärte Nakajima. "Eine große Anzahl von Lkw fährt nur von A nach B, sodass man die Tankstellen mit einer verbesserten Stabilität betreiben kann. Nutzfahrzeuge sind der wichtigste Bereich, in dem wir versuchen sollten, mit Wasserstoff voranzukommen".

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Toyotas nächste Brennstoffzelle soll kleiner, günstiger und effizienter sein

Ganz aufgeben will Nakajima die Entwicklung von Wasserstoff-Pkw aber nicht. Demnach suche Toyota aktuell nach Möglichkeiten, um Komponenten wie den Brennstoffzellenstack und die Wasserstofftanks zu verkleinern, um die Technologie für verschiedene Fahrzeugtypen nutzbar zu machen. "Wir versuchen, die Wasserstofftechnologie in Personenkraftwagen zu verkleinern", so der Technikchef.

Die in der Entwicklung befindliche neueste Generation der Wasserstoff-Brennstoffzelle soll nach Angaben von Toyota nur halb so viel kosten wie die aktuelle Generation und gleichzeitig die Haltbarkeit auf das Zweieinhalbfache eines Dieselmotors erhöhen. Außerdem soll sie den Wirkungsgrad um 20 Prozent verbessern. Diese neue Brennstoffzelle wird allerdings extra für Nutzfahrzeuge entwickelt – Toyota will die Technologie aber auch für Autos nutzbar machen.

Toyota liefert auch die Brennstoffzelle für den BMW iX5 Hydrogen, einen Wasserstoff-SUV den der bayrische Autobauer in einer Kleinserie von 100 Exemplaren gebaut hat – EFAHRER.com berichtete. BMW arbeitet laut eigener Aussage bereits seit 2013 im Bereich Brennstoffzellen mit Toyota zusammen, es sind allerdings keine Pläne bekannt, das Experiment in Zukunft auszuweiten.

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Toyota Mirai verkaufte sich in Kalifornien zuletzt vergleichsweise gut – aber insgesamt immer noch selten

Der Toyota Mirai konnte sich in diesem Jahr allerdings über einen Popularitätszuwachs in den Vereinigten Staaten freuen: Laut Daten der Hydrogen Fuel Cell Partnership wurden im dritten Quartal 2023 in den USA 966 neue Wasserstoff-Brennstoffzellenautos verkauft, also 531 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon entfielen 882 Verkäufe auf den Toyota Mirai. Die Fahrzeuge wurden alle im US-Bundesstaat Kalifornien verkauft, dem einzigen Bundesstaat, der öffentlich nutzbare Wasserstofftankstellen betreibt. Die Zulassungszahlen reiner Elektroautos sind jedoch allein in Kalifornien 100-mal höher.

Ende Oktober 2023 hab es laut einem Bericht von InsideEVs insgesamt 55 H2-Tankstellen in Kalifornien. Fünf weitere Tankstellen seien aktuell im Bau. Das würde bedeuten, dass auf eine Tankstelle 322 H2-Autos kommen. Kalifornien bietet immense Subventionen für den Kauf von Wasserstoff-Autos, bedingt unter anderem durch Probleme mit der Luftqualität in großen Städten wie Los Angeles.

Im Jahr 2021 war der Toyota Mirai in den USA für etwas weniger als 18.000 Dollar erhältlich, weil Toyota einen Rabatt in Höhe von 20.000 Dollar anbot. Hinzu kamen 12.500 Dollar an Steuervergünstigungen auf Bundes- und Landesebene sowie ein Tankgutschein im Wert von 15.000 Dollar. Obwohl der Mirai in Kalifornien also fast gratis fährt, gibt es immer wieder Berichte von Fahrern, die ihren H2-Toyota wegen Problemen an der Tankstelle so schnell wie möglich loswerden wollen – EFAHRER.com berichtete.

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